
Der Begriff Prokrastination kommt aus dem Lateinischen und bedeutet eigentlich schlicht und ergreifend „vertagen“ und ist eine Zusammensetzung aus den Worten pro „für“ und cras „morgen“.
Hört sich jetzt eigentlich gar nicht so schlimm an- mach ich eben morgen…
Tja…ganz so einfach ist es dann halt doch nicht, denn das Problem ist, dass es jeden Tag wieder ein „morgen“ gibt, auf das man verschiebt.
Prokrastinieren ist ist eine Arbeitsstörung, die sich durch hartnäckiges Aufschieben, unnötiges Vertagen des Arbeitsbeginns oder auch durch sehr häufiges Unterbrechen des Arbeitens äussert. Und damit meine ich nicht das herkömmliche Aufschieben von ungeliebten,. aversiven Arbeiten, die aber dann doch noch rechtzeitiug erledigt werden (das eigentlich jeder kennt), sondern ein Verhalten, bei dem man Aufgaben trotz jeder Menge vorhandener Gelegenheiten und Fähigkeiten entweder gar nicht, oder erst nach sehr langer Zeit… und oft auch ZU SPÄT erledigt.
Ich prokrastiniere eigentlich schon, so lange ich denken kann. Und obwohl ich mir dessen bewusst bin, ändert es nichts an der Tatsache, dass ich es doch immer wieder tue- zwar nicht mehr so extrem wie in jüngeren Jahren- wo ich die Dinge meistens so lange habe schleifen lassen, bis wichtige Termine und Chancen ein für alle Mal verpasst waren, bis bei jedem Kram horrende Mahngebühren angefallen waren oder irgendwann der Gerichtsvollzieher vor der Tür stand.
Schon in der Schule war es oft so, dass das Fertigstellen einer Aufgabe (sagen wir mal zum Beispiel ein Referat) gar nicht oder nur unter enormem Druck zustande kam, was eigentlich dann auch fast immer mit einem beträchtlichen Leidensdruck einher ging, da ich mir sehr wohl darüber im Klaren war, dass es von den Fähigkeiten her gesehen für mich überhaupt kein Problem war, die Aufgabe ordentlich zu erfüllen.
Das ging dann bis heute eigentlich in allen möglichen Bereichen meines Lebens immer so weiter.
Es war schon immer so, dass das Zeug dann erst mal da lag und lag und lag und sich irgendwie jede Zelle meines Körpers dagegen sträubte, die Sache anzufangen. So als wenn der Zünder fehlt.
Daran hat sich bis heute nix geändert.
Ich weiß ganz genau, dass das „Damoklesschwert“, das über jedem Tag, an dem ich eine wichtige zu erledigende Aufgabe habe, sie jedoch nicht endlich abhake, für mich eigentlich viel schlimmer ist, als wenn ich den „Scheiß“ jetzt mal endlich erledigen würde ( bin ja eigentlich nicht völlig blöd und im Nachhinein merkt man ja meistens auch, dass man sich viele Nachteile hätte ersparen können, wenn man die Sache rechtzeitig angegangen wäre)… ABER…irgendwie bleibt das nicht im Gehirn hängen und man macht es wieder so…und wieder… und wieder.
Warum?
Schließlich hat man durch das erneute Nichterfüllen einer Aufgabe ein tatsächlich empfundenes Leiden, das sich immer mehr mehr aufbläht, einem immer mehr das Gefühl gibt, ES mal wieder nicht auf die Reihe bekommen zu haben- oder wenn, dann nur unter allergrössten Mühen.
Und hier kommt dann genau das ins „Spiel“, was Prokrastination von gewöhnlicher Aufschieberei unterscheidet.
Denn Prokrastination bezeichnet ein Verhalten, das unter anderem auch sehr stark dadurch gekennzeichnet ist, dass stattdessen (also anstatt der zu erledigenden Aufgabe) irgendwelche (eher unwichtigere) Alternativtätigkeiten ausgeführt werden, die relativ angenehmer sind und/oder unmittelbare Verstärkung ermöglichen (ganz beliebt bei mir: putzen, sortieren und sonstiger Käse).
Und die ganze Zeit über hat man im Hintergrund das Wissen über das, was man da gerade mal wieder tut…oder versäumt.
Warum tut man sich so etwas an?
Konsequenzen der Prokrastination sind schlechtere Leistung und anhaltende Unzufriedenheit. Zusätzlich kann man als Folge des Aufschiebens unter körperlichen und psychischen Beschwerden leiden (z. B. Muskelverspannungen, Schlafstörungen, Herz- und Kreislaufprobleme, Magen- und Verdauungsprobleme, innere Unruhe, Anspannung, Druckgefühl, Angst oder Hilflosigkeit).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man als Betroffener eigentlich nicht mehr das tut, was man will und häufig auch unter Selbstabwertung leidet.
Prokrastination beeinträchtigt nicht nur das psychische Wohlbefinden, sondern kann zudem zu ernsthaften beruflichen und persönlichen Konsequenzen führen. Man kann Prokrastination nicht mit Faulheit vergleichen.
Ich denke, hier spielt mal wieder das instabile Selbstbild eine nicht unerhebliche Rolle, das mir sagen will:“ Du hast es nicht verdient, Dinge zeitgerecht und ohne großen Palaver erledigt zu bekommen“.
Ich glaube, wenn man darüber mehr nachdenkt, könnte es einfacher werden.